JulianEm hat geschrieben:
Da muss es für die Heizung eine Lösung geben, alles andere wäre aus meiner Sicht grober Unfug.
Nein, ist es - je nach Umstaenden - absolut nicht!
Hier in Skandinavien haben wir im Winter regelmaessig mit sehr niedriger Luftfeuchte zu kaempfen - wenn es mal -15 Grad draussen sind, kommen wir in der Kirche bereits bei normaler "Frostschutztemperatur" von etwa 5 Grad oft nicht auf die 40%, die normalerweile als untere, optimale Grenze angesehen werden. Ein langsames Aufwaermen ist da nicht nur eine reine Quaelerei, sondern auf Dauer schon fast ein Sargnagel nicht nur fuer die Orgel, sondern auch alles andere Inventar wie Holzschnitzereien, Bilder etc.
Da lokale Luftbefeuchtung (wurde bei uns in den 60er bis 70ern noch als
DIE Loesung propagrandiert!) sich langfristig auch nicht als sinnvoll erwiesen hat und sich ein Kirchenraum als Ganzes auch nur auessert schwierig bzw. nur sehr aufwendig entsprechend klimatisieren laesst, gibt unser Denkmalschutzamt folgende Empfehlung:
Schmellstmoeglich aufheizen, schnellstmoeglich abkuehlen lassen und laengstmoegliche Ruhezeit danach.
Der Gedanke dahinter ist, dass grade lebende Materialien wie Holz nicht sofort auf Klimaaenderungen reagieren - und ein sehr schnelles Aufwaermen bzw. Abkuehlen kann tatsaechlich Trocknungsschaeden verhindern. (Fuer die Stimmung der Labialpfeifen ist ist es natuerlich nicht optimal - aber ich bevorzuge lieber eine leicht verstimmte Orgel, als nach jedem Aufwaermen die Holzkeile fuer die Kehlen der Zungenregister neu einpassen zu muessen...)
Und ja: Es funktioniert!!!
Als ich hier vor etwa 10 Jahren angefangen habe, hat die Luftfeuchte eigentlich keine Sau interessiert
Ich kann mich noch an einen sehr kaltem Dezember vor 4-5 Jahren erinnern, wo die Heizung aus irgendwelchen absurden Gruenden eine ganze Woche an war und die Luftfeuchte zum Schluss bis auf 17%(!!!!) gesunken war...
Die Orgel hat es zum Glueck noch ganz gut ueberlebt: Allerdings brauchte ich mindestens 2 volle Tage, um sie wieder fuer Heiligabend klar zu haben, und unsere Orgelbauer brauchten danach auch noch etwa 3 Jahre im Rahmen einer normalen Wartung, um wieder alle Schaeden zu beheben...
Das Umdenken begann erst etwa zwei Jahre spaeter, als drei historische Gemaelde in dieser Kirche vom Denkmalschutz zur Restaurierung abgeholt wurden.
Die Gemeinde musste dieses (zum Glueck!!!) nicht selbst bezahlen - aber die Rechnung von rund 200.000€ hat definitiv zu einem Umdenken gefuehrt.
Ich spiele lieber bei 16 Grad an einem mehr oder weniger ungestimmten Instrument, als Stunden damit zu verbringen, dieses in Ordnung zu halten.
(Selbst die Stimmung und die Holzkeile der Zungen halten sich mittlerweile ueber den Winter, wenn man sie nicht anruehrt

)