malle235 hat geschrieben:mir ist ja schon klar, dass man nicht ALLES in ne 10 Register-Orgel stopfen kann.
mir ging es eher um allgemeine Fragen, z.B.
– wenn man nur 1 Zungenregister disponieren kann, nimmt man eher eine Trompete, eine Oboe oder ein Krummhorn
bzw. was wäre dann das nächste Zungenregister ...
Kommt auf den Raum an. Trompeten brauchen viel davon, französische Krummhörner nicht viel weniger. Oboen gibt es in großer Vielfalt, von schlank-obertönigen wie bei Cavaillé-Coll bis zu schokoladigen Drehdeckeldingern, wie sie so viele Nebenwerke im späteren 20. Jahrhundert zierten.
In einer Hausorgel würde ich mich, je nach Stil, über ein Regal freuen, das ich notfalls schnell stimmen kann, das also z. B. gleich überm oder hinterm Notenpult zugänglich ist. Aber auch eine schlanke Oboe sitzt drin – dann aber bitte wörtlich: im Schweller. Das macht diese Wahl allerdings insgesamt sehr viel teurer. Als »nächste Zunge« würde ich mir in beiden Fälle einen Dulzian 16' im Pedal wünschen; in einer Kirchenorgel ein Fagott 16'.
malle235 hat geschrieben:nimmt man eher eine solistische Flöte, oder eher was für den Hintergrund
In einer Hausorgel möchte man – wegen des üblichen Platz-, oft auch Geldmangels – eher vielseitige, mischfähige Stimmen. Wenn also kein Gedeckt, dann eine Rohrflöte oder, wenn offen, dann eine hölzerne, nicht zu dicke Holzflöte. Wer sich ein Solo leisten kann, kann es auch ab g oder c' beginnen lassen und in den Prospekt stellen; der Bass wird dann aus einem neutraleren 8' geliehen.
malle235 hat geschrieben:überhaupt Streicher? nur das Salicional oder sogar ne Gambe (wie in fast jeder Dorfkirchenorgel um 1850-1900)
Zuhause: Da können echte, scharfe Streicher rasch nerven; die müssten schon recht schmal klingen und geraten oft eher stumpf. Ist was für Intonationskünstler, glaube ich, und selbst dann ist der Effekt nur annähernd der erwünschte – Mystik bei Stehlampenschein? Eine noble, nicht gurkige Quintade leistet da möglicherweise Schöneres. Die oben genannte Kombi aus Streicher und offener Flöte verlangt nach mehr Platz – für Aufstellung und für Klang – und natürlich nach mehr Geld.
malle235 hat geschrieben:Schwebung? schön, aber überflüssig bei 10 Registern?
Vielleicht wie bei der Soloflöte: Wer sie sich leisten will, kann sie ab c' z. B. als mildes Prinzipal bauen wie die alten Italiener. Zug und Schleife kommen und kosten dazu.
malle235 hat geschrieben:was ist mit Streicher/Flöte-Mischformen wie dem mischfähigen Gemshorn
Kann Spaß machen, aber ist auch schon was Spezielles – was, wenn man nun mal ein Gedackt braucht, was eher der Fall sein dürfte? Als zweiten 8' kann ich es mir gut vorstellen, als einzigen weniger.
malle235 hat geschrieben:Quintadena 8' statt 2 2/3' ?
Was braucht man? Quintaden können auch vornehm klingen und sind dann gut brauchbar; Nasate können für bestimmte Literatur unentbehrlich sein, z. B. altfranzösische.
malle235 hat geschrieben:allgemeine Balance 8' : 4' : noch höher
Das diktiert der Raum. Bei wenigen Registern empfiehlt sich aber ein ähnliches Lautstärkeniveau in allen Stimmen und sorgfältig abgestimmte, nicht zu grobe Ansprache, damit auch wirklich alles mit allem geht. Zuhause ist das Lautstärkeniveau entsprechend mild, in einer Kirche kann es auch sehr hoch sein.
Ich hatte gerade eine Platte hier, »1753«, mit Musik aus dem Livre d’orgue de Montréal an einem rekonstruierten
Instrument für die Kathedrale von Québec. Das hat 10 Register und so gut wie alles, was man für die französische Klassik braucht – sehr spezialisiert, aber es mischt sich wirklich alles mit allem. Und den Raum füllt es offenbar spielend. Geht so:
Manual, CD–e'''
Bourdon 8'
Montre 4'
Flûte à cheminée 4'
Nasard 2 2/3'
Doublette 2'
Tierce 1 3/5'
Fourniture III
Cymbale III
Cromorne 8'
Trompette 8'
Tremblant fort
Tremblant doux
angehängtes Pedal CD–c'
Alle Register geteilt bei c'/cis' bis auf Fourniture und Cymbale
mitteltönig; Keilbalganlage
Viele Grüße
Friedrich